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06. Dezember 2024
Alles, was Sie über Genossenschaften wissen müssen – Antworten auf häufig gestellte Fragen

Bild: : KPs Photography – stock.adobe.com

Ob günstige Kredite, bezahlbarer Wohnraum oder Klimaschutz – Genossenschaften sind vielfältig und fördern ihre Mitglieder. Wie sie funktionieren, welche Vorteile sie bieten und warum sie mehr sind als eine gewöhnliche Rechtsform, erfahren Sie im Text.

Was ist eine Genossenschaft?

Eine Genossenschaft ist eine besondere Rechtsform, die auf Zusammenarbeit basiert. Mindestens drei Personen schließen sich freiwillig zusammen, um gemeinsam mehr zu erreichen. So sollen sie wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Ziele durch einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb fördern. Anders als bei Kapitalgesellschaften geht es nicht primär um Gewinnmaximierung, sondern darum, Mitglieder zu fördern. Das Besondere an einer Genossenschaft ist das sogenannte Identitätsprinzip: Das bedeutet, dass die Mitglieder gleichzeitig mitentscheiden, Geld einzahlen und mit der Genossenschaft in Geschäftsbeziehungen stehen, etwa als Kunden, Mieter oder Lieferanten.

Welche Arten von Genossenschaften gibt es?

Es gibt viele verschiedene Arten von Genossenschaften, die sich auf unterschiedliche Lebensbereiche und Branchen konzentrieren. Das sind die wichtigsten:

  • Kreditgenossenschaften

Mitglieder von Kreditgenossenschaften können ihr Geld anlegen, Kredite aufnehmen oder Finanzdienstleistungen nutzen – meist zu besseren Konditionen als bei gewinnorientierten Großbanken. Über ein Viertel der Deutschen sind Teil einer Genossenschaftsbank. Millionen nutzen deren Angebote wie Kontoführung, Kredite und Anlageberatung. Der entscheidende Unterschied zu privaten Banken: Genossenschaften setzen nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf den Nutzen für ihre Mitglieder. Besonders die regionale Wirtschaft profitiert davon. Volksbanken und Raiffeisenbanken gehören zu den wichtigsten Finanzierern für den Mittelstand und bieten Unternehmen sowie Selbständigen vor Ort eine stabile, verlässliche Partnerschaft.

  • Wohnungsgenossenschaften

In vielen deutschen Städten mangelt es an bezahlbarem Wohnraum. Hier setzen Wohnungs- und Immobiliengenossenschaften an. Statt einer klassischen Kaution leisten Mieter Beiträge, die den Bau oder die Renovierung von Wohnungen finanzieren.

  • Landwirtschaftliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften

Landwirtschaftliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften sind Dienstleistungsunternehmen der Landwirtschaft. Durch diese Genossenschaftsform können die Mitglieder ihre landwirtschaftlichen Produkte gemeinsam verarbeiten oder vermarkten. Das macht sie effizienter und stärker. Zu den Mitgliedern und somit auch Eigentümern zählen Landwirte, Fischer, Gärtner und Winzer.

  • Agrargenossenschaften

Agrargenossenschaften sind Zusammenschlüsse von Landwirten und bäuerlichen Familien, die gemeinsam Landwirtschaft betreiben. Sie nutzen diese Rechtsform traditionell, um effizienter zu werden und ihre Marktposition zu stärken. Durch demokratische Entscheidungsprozesse können alle Mitglieder direkt Einfluss auf die Entscheidungen in der Genossenschaft nehmen und so ihre Interessen vertreten. Auch Landwirte ohne eigenen Betrieb und mit wenig Kapital können Mitglied werden – eine Möglichkeit, die nur diese Rechtsform bietet.

  • Versorgungsgenossenschaften

Infrastrukturgenossenschaften stellen vor allem in ländlichen Regionen sicher, dass grundlegende Dienstleistungen der Kommune verfügbar sind, die im öffentlichen Interesse stehen. Sie kümmern sich um Nah-, Energie- und Wasserversorgung, öffentlichen Nahverkehr, Bildung, Kultur und Freizeitangebote. Oft entstehen sie in Zusammenarbeit mit kommunalen Partnern und tragen so zur Lebensqualität auf dem Land bei. Ihre genossenschaftliche Struktur fördert zudem das Gemeinschaftsgefühl und die Verbundenheit der Mitglieder mit ihrer Region.

  • Energiegenossenschaften

Energiegenossenschaften sind nachhaltige, kooperative Unternehmen, die verschiedene Akteure vereinen und umweltpolitische, wirtschaftliche sowie gesellschaftliche Interessen bündeln. Sie erzeugen regenerative Energien aus Photovoltaik- oder Windkraftanlagen und bieten Bürgern, Unternehmen und Kommunen einfache Möglichkeiten, sich an der Energiewende zu beteiligen.

alt=Bild: So funktionieren Genossenschaftsorgane; eigene Darstellung nach Genoverband

Was sind die Vorteile einer Genossenschaft?

Genossenschaften bieten zahlreiche Vorteile für ihre Mitglieder:

  1. Demokratische Struktur
    Jedes Mitglied einer Genossenschaft hat – unabhängig von der Höhe seiner Einlage – das gleiche Mitspracherecht. Dadurch verhindert eine Genossenschaft, dass einzelne Mitglieder die Entscheidungen dominieren, was sie zu einer Unternehmensform mit echter Basisdemokratie macht.
  2. Identitätsprinzip
    In einer Genossenschaft sind die Mitglieder sowohl Eigentümer als auch Kunden. Dieses sogenannte Identitätsprinzip unterscheidet sie von anderen Unternehmensformen.
  3. Flexibilität
    Bereits drei Personen können eine Genossenschaft gründen. Mitglieder können dabei ohne notarielle Formalitäten aus- oder beitreten.
  4. Mitgliederorientierung
    Im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften können Mitglieder Vorstand und Aufsichtsrat selbst wählen – und das aus dem eigenen Mitgliederkreis.
  5. Prüfungsverband
    Genossenschaftler müssen laut Gesetz in einem genossenschaftlichen Prüfungsverband Mitglied sein. Der Vorteil: Der Prüfungsverband schützt die Mitglieder und Geschäftspartner vor finanziellen Verlusten, indem er regelmäßig die wirtschaftliche Leistung prüft und Zugang zu wertvollem Fachwissen in betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und steuerlichen Fragen gibt. Ein Beispiel für einen solchen Verband ist der Genoverband e.V.
Wie funktioniert das mit Genossenschaftswohnungen?

Wohnungsgenossenschaften spielen seit über 100 Jahren eine zentrale Rolle auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Sie bieten bezahlbaren Wohnraum und fördern stabile Nachbarschaften. Die Mitglieder sind sowohl Mieter als auch Anteilseigner und dürfen durch den Kauf von Geschäftsanteilen ihre Wohnung lebenslang nutzen.

In Deutschland gibt es rund 2.000 Wohnungsgenossenschaften, die etwa 2,2 Millionen Wohnungen verwalten und rund fünf Millionen Menschen ein Zuhause bieten. Seit dem 4. Oktober 2022 fördern Bund und KfW den Erwerb von Genossenschaftsanteilen, um bezahlbares Wohnen zu stärken. Wer eine Genossenschaftswohnung selbst nutzt, kann zum Beispiel zinsgünstige Kredite oder Tilgungszuschüsse erhalten.

Wann lohnt sich eine Genossenschaft?

Identität und gemeinsame Ziele: Eine Genossenschaft lohnt sich besonders, wenn mehrere Personen (mindestens drei) mit ähnlichen Interessen und Zielen zusammenarbeiten möchten. Mitglieder sind sowohl Eigentümer als auch Kunden. Diese gemeinsame Basis sorgt für Identität innerhalb der Gruppe und dafür, dass die Mitglieder Ziele effizienter umsetzen.

Selbsthilfe und -verantwortung:

Eine Genossenschaft versorgt und verwaltet sich in der Regel selbst. Sie bietet Mitgliedern die Möglichkeit, aktiv mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen, indem sie sich an den Genossenschaftsorganen beteiligen. Diese bestehen aus dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und der Generalversammlung. Der Vorstand vertritt die Genossenschaft nach außen und führt die Geschäfte. Der Aufsichtsrat kontrolliert den Vorstand. Die Generalversammlung, in der alle Mitglieder vertreten sind, wählt sowohl den Vorstand als auch den Aufsichtsrat.

Genossenschaftlicher Förderzweck: Genossenschaften lohnen sich, wenn der Hauptzweck darin besteht, die Mitglieder wirtschaftlich zu fördern. Der Fokus liegt darin, das genossenschaftliche Ziel zu erreichen und nicht, Gewinne zu maximieren.

 

Sie wollen mehr über deutsche Genossenschaften erfahren? Dann schauen Sie sich gerne unser Schwerpunktthema Neue Perspektiven für die Genossenschaftsidee an.

 

Ein Text von Ares Abasi

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